Die Zahlen sind ein Alarmsignal. Mehr als die Hälfte der Eltern in NRW berichten von regelmäßigem Schulausfall bei ihren Kindern. Fast jede*r Vierte (22%) berichtet sogar von „mehrmals wöchentlichen“ Ausfällen. Besonders betroffen sind die wichtigen Hauptfächer wie Mathe und Deutsch. So geht es aus einer repräsentativen Befragung von Civey im Auftrag der SPD-Fraktion hervor. In einer Stichprobengröße von 500 hat Civey dazu verschiedene Fragen an Eltern schulpflichtiger Kinder in NRW gerichtet. (Alle Daten zum Download)
„Der Unterrichtsausfall ist nicht nur ein großes Ärgernis für die Familien, sondern vor allem ein großes Problem für die betroffenen Kinder. Jeder Unterricht, der ausfällt, ist ein Stück weniger Chancengleichheit“, sagt Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW. Die Eltern teilen diesen Eindruck offenbar. Jede*r Zweite sieht demnach negative Folgen bei den eigenen Kindern aufgrund von Unterrichtsausfall. Eine deutliche Mehrheit sieht zudem jetzt schon keine Chancengleichheit bei der Bildung.
In dieser Gemengelage vermissen Mütter und Väter Engagement der Landesregierung. Mehr als 60 Prozent sagen, dass Schwarz-Grün nicht genug gegen den Unterrichtsausfall unternimmt. Tatsächlich hat Schulministerin Feller die Erhebung des Unterrichtsausfalls bis heute nicht wieder eingeführt. Zur Corona-Pandemie wurde sie ausgesetzt. „Seit ihrem Amtsantritt befindet sich die Ministerin im schulpolitischen Blindflug. Mir ist schleierhaft, warum sie die Erhebung erst zum kommenden Schuljahr wieder einführen wird“, sagt Jochen Ott: „Leider hat sie die Zeit auch nicht dafür genutzt, endlich ein digitales, systematisches und schulscharfes Monitoring des Unterrichtsausfalls sowie des Vertretungsunterrichts zu entwickeln.“ In dieser Hinsicht war das vergangene Schuljahr politisch ein verlorenes Jahr, so Jochen Otts Einschätzung.
Zumal die CDU schon unter Armin Laschet behauptete, es wäre kinderleicht, den Unterrichtsausfall zu berechnen. „In der Regierung wollten sie davon dann nichts mehr wissen. Per Knopfdruck gibt es die Erhebung des Unterrichtsausfalls nach wie vor nicht“, sagt Jochen Ott.
Für die SPD-Fraktion ergeben sich aus der gegenwärtigen Situation klare Handlungsbedarfe. „Mehr Unterricht gibt es nur durch mehr und insbesondere auch durch entlastete Lehrkräfte“, sagt Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. „Dazu muss die Landesregierung aber endlich aufwachen und für einen einfacheren und verbesserten Seiteneinstieg sorgen.“ Viele Seiteneinsteiger*innen erhalten zurzeit einen befristeten Vertrag nach dem nächsten. „Statt Kettenverträgen brauchen wir eine langfristige Beschäftigungsmöglichkeit sowie attraktive Weiterentwicklungsmöglichkeiten“, so Engin. Auch die Lehrpläne müssten auf den Prüfstand gestellt und deutlich entschlackt werden. „Dazu gehört die Reduzierung korrekturintensiver Formate der Leistungsüberprüfung und die Einführung zeitgemäßer Prüfungsformate“, erklärt Dilek Engin. „Und nicht zuletzt gilt es, die Abschaffung der voraussetzungslosen Teilzeit zu hinterfragen – wir können es uns nicht erlauben, Lehrkräfte ganz aus dem Schulsystem zu verlieren.“ (Forderungen der SPD-Fraktion zum Download)